Läuft gerade: RAF Camora – Dämonen
Mailand, eine Stadt mit einer ganz besonderen Art. Alles extrem schick, sehr geleckt, makellos. Schaut man sich die Menschen auf der Straße an, fällt einem schnell auf, dass sich dort sich alle sehr bewusst kleiden. Pärchen wirken wie aus einem Guss, ein Mann steht an der Ampel und schaut auf sein Smartphone, er könnte glatt einem Werbeplakat entsprungen sein. Leider fehlte mir die Zeit die Menschen in Mailand besser kennenzulernen, wirken sie doch auf den ersten Blick so oberflächlich, steckt sicher viel Gutes in ihnen.
Ich reiste für ein Wochenende mit meinen liebsten Arbeitskollegen nach Milano, um unsere dort arbeitenden Kollegen, Land, Leute und das Nachtleben der Stadt kennenzulernen. Für mich war es ein erlebnisreicher Trip, auf dem ich sehr viele unterschiedliche Eindrücke gesammelt habe und mich kreativ richtig ausleben konnte. Durch das Flair auf den Straßen der Stadt, machte mir Fotografieren außergewöhnlich viel Spaß.
Ganz besonders in Erinnerung blieben mir 2 Sachen, die ich etwas ausführen mag…
Zum einen war da dieser Club, „Byblos“, dieser eine besondere Club, der so hochgelobt wurde und in den wir unbedingt am Samstagabend gehen mussten. Ich würde normalerweise nicht mal in die Nähe solch eines Etablissements gehen, aber gut, mit meinen Arbeitskollegen ist das noch mal was anderes, für die springe ich gerne über meinen eigenen Schatten. Wir zahlten 40€ (!!!) Eintritt, um drinnen angekommen festzustellen, dass der Pegel des Abends nicht sonderlich steigen wird und ich mir Alternativen einfallen lassen musste, um dort nicht zu verzweifeln. Ich trank ein Corona für 10€ (!!!), klaute mir einen Drink vom Nachbartisch und lies diesen so unglaublich surrealen Ort auf mich wirken. Die Menschen waren durchweg gut bei der Sache und schienen es sich ordentlich zu gönnen. Die Musik war so schlecht und noch dazu so laut, dass ich in einer Schwebe zwischen Lachen und Weinen hing. Ich fragte mich, warum alles in diesem Club so krass teuer ist, wenn es weder gute Musik gibt, noch eine wirklich ansprechende, „edle“ Einrichtung. Das Publikum und seine Umgebung ähnelten ehr gut gekleidetem Dorfdiscogängern, als Leuten, die sich bewusst sind wie viel Geld sie gerade für nichts aus dem Fenster werfen.
Wir verließen zu später Stunde den Club und fuhren mit Taxi heim. In unserem Airbnb werten wir noch lange die gemeinsame Nacht aus.
Ein umso schöneres Erlebnis, wenn auch zwiespältig, war mein erster Besuch auf einer Weltausstellung. Als ich am Freitagabend ins Flugzeug nach Mailand stiegt, wusste ich ehrlich gesagt nicht einmal, dass gerade die EXPO in der Stadt ist. Wir fassten also den Plan, die letzten Stunden vor unserem Rückflug (ca. einen halben Tag) auf der EXPO 2015 zu verbringen. Und was soll ich sagen? Ich hatte ja keine Ahnung. Von den Dimensionen solch einer EXPO hatte ich schon viel gehört, dort angekommen wirkte das aber alles noch mal ganz anders. Von den wohl über 150 Pavillons haben wir nur eine Hand voll geschafft. Unter anderem statteten wir Spanien, Ecuador und Deutschland einen Besuch ab. Der deutsche Pavillon überraschte mich mit ausgefeilter Technik und einigen tollen Ideen in der Umsetzung. Nach einem Tag in der Hitze, dem langen Anstehen vor den Pavillons und vielem frisch gezapftem (zum Glück kostenlosen) Sprudelwasser, machten wir uns auf den Weg Richtung Flughafen, um wieder zurück nach Berlin zu fliegen.
Ich verließ meine erste EXPO mit einem bunten Gemisch aus Gefühlen und Eindrücken von diesem leider viel zu kurzem Tag. Der Leitgedanke dieser Weltausstellung war „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“. In der Begrüßungshalle wurde man durch einige starke Installationen auf die Verschwendung von Lebensmitteln hingewiesen und bekam ein groben Einstieg in die Thematik. Ich kann an dieser Stelle natürlich nicht für die gesamte EXPO an sich sprechen, allerdings verlor sich meiner Meinung nach schnell das ursprüngliche Motto und die Inhalte der Länder wirkten insgesamt sehr austauschbar und wenig bezogen auf eine nachhaltige, umweltschonende Lebensweise. Statt ein Bewusstsein für den räuberischen Lebensstil der westlichen Welt zu schaffen, stellte die EXPO für mich eher ein Monument für genau diesen Lebensstandard dar und zeigte den Armen und Hungernden sprichwörtlich den Mittelfinger. Sich allein vor Augen zu führen wie viel Geld hier investiert wurde und wie viele Menschen wirklich schlauer und mit neuen Erkenntnissen von der Weltausstellung gingen, fällt mir sehr schwer und macht mich vor allem wütend. Es blieb ein bitterer Beigeschmack zurück.
Wir brachen auf, rollten mit der Bahn Richtung Flughafen, die Sonne ging unter, es war ein herrlicher Früh-Sommer-Abend. Ich atmete das Leben in vollen Zügen, schloss meine Augen und flog davon.